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Epikur
Bentham John Stuart Mill Epikur John C. Harsanyi

 

 

Epikur (341-270 v.u.Z.)

Der griechische Philosoph wurde auf der Insel Samos in eine attische Familie geboren. Er wurde von seinem Vater und verschiedenen Philosophen erzogen. Er leistete seinen Wehrdienst in Athen und folgte später seinem Vater, der in Colophon unterrichtete. Nachdem er mehrer philosophische Schulen gegründet hatte kehrte er nach Athen zurück und gründete seinen berühmten „Garten der Philosophen“ in dem er seine Anhänger versammelte.
Die Werke und das leben Epikurs sind vor allem durch seinen Biographen Diogenens Laertius erhalten.

  Mit dem Eudaimonismus[1] entstand eine Lehre, welche das Erlangen von Glückseligkeit, auch durch sinnliche Freuden, zum Ziel menschlichen Strebens erhob: “Ich aber rufe zu fortdauernden Lustempfindungen auf und nicht zu sinnlosen und nichtssagenden Tugenden, ...“. [2]  Bentham und Mill  beziehen sich in ihren Schriften mehrfach auf Epikur und haben vermutlich viele Anregungen durch ihn bekommen.  

Auch zur Qualität von Lustempfindungen hat Epikur sich geäußert: „Es ist nicht möglich, lustvoll zu leben, ohne einsichtsvoll, vollkommen und gerecht zu leben, (ebensowenig, einsichtsvoll, vollkommen und gerecht zu leben), ohne lustvoll zu leben.“[3] Die Stärke der Lustempfindung  von einfachen Genüssen wird von aufwendigen Genüssen nur geringfügig übertroffen, eine Überlegung, die sich sowohl als Vorläufer der Idee des abnehmenden Grenznutzens als auch von Adam Smith´ Nutzenillusion von Luxus interpretieren läßt: “Ich quelle über in meinem Körperchen vor Lust, wenn ich Wasser und Brot zu mir nehme, und ich spucke auf jene Lustempfindungen, die durch aufwendige Mittel hervorgerufen sind, nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen der unmittelbar nachfolgenden Beschwerden.“ [4] Auch die Reinheit einer Lust (Purity) im Sinne Benthams als Merkmal ihrer Bewertung wird hier zum Ausdruck gebracht.

  Auch Epikurs Auffassungen zur Rechtslehre erscheinen erstaunlich modern. Sowohl ein ökonomisches Kalkül als auch die Idee eines Gesellschaftsvertrages sind in seinen Aussprüchen teilweise zu finden: „Das der (menschlichen) Anlage entsprechende Recht ist ein Abkommen  mit Rücksicht auf den Nutzen, einander nicht zu schädigen und sich nicht schädigen zu lassen.“[5] Die gegenseitige Schädigung zu verhindern ist das wichtigste Ziel des Rechts. Wo kein anderer verletzt wird, liegt auch kein Unrecht vor. Diese Überlegung wird von John Stuart Mill in seinem Rechtsliberalismus deutlich ausgebaut.

  Epikur und die Epikureer sind in der ganzen Antike und bis in die heutige Zeit als Sinnbild eines hedonistischen, auf kurzfristige, sinnliche Lustbefriedigung ausgerichteten Lebenswandels, ja sogar als lasterhafte amoralische Lüstlinge bezeichnet worden. Dieses Zerrbild ist überwiegend von den Gegnern Epikurs, insbesondere von den Stoikern verbreitet worden. Schon aus den wenigen Zitaten wird deutlich, daß Epikur einfache Genüsse vorzieht, ja er propagiert auch das empfindungslose Ertragen von Schmerzen. Es ist bei ihm jedoch nicht wie im Stoizismus Selbstzweck, sondern die Nichtempfindung vermindert den Schmerz.

 


[1]  Vgl. HEGENBART, R. : Wörterbuch der Philosophie, München 1984, S. 76.

[2]  [2]  EPIKUR:  Brief an Anaxarchos, in: Hans-Wolfgang Kraus (Hrsg. und Übers.), Epikur - Briefe, Sprüche, Werkfragmente, Stuttgart 1980, S. 53.

[3] EPIKUR: Entscheidende Lehrsätze, in: Hans-Wolfgang Kraus (Hrsg. und Übers.), Epikur - Briefe, Sprüche, Werkfragmente, Stuttgart 1980, S. 67.

[4]  EPIKUR:  Brief an Anaxarchos, 1980, S. 53.

[5]  EPIKUR: Lehrsätze, 1980, S. 75.

 

 

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Stand: 03. Juli 2001